In England gibt es eine neue Studie bezüglich Spielsucht bei Jugendlichen

Bereits im kommenden Monat startet die NHS Trust sowohl in Zentrallondon als auch im Nordwesten eine Studie zum Thema Abhängigkeit von Jugendlichen, zu deren Anlass 15 Schüler im Alter von 12 – 20 Jahren ausgewählt wurden. Sie alle haben eins gemeinsam: Ihre Leidenschaft fürs Glücksspiel und die damit verbundene Abhängigkeit. Dass gerade diese Kinder an der britischen Studie teilnehmen, hat einen besonderen Grund. Sie alle gehen aufgrund ihrer Spielsucht schon seit längerer Zeit nicht mehr in die Schule. Auch zwischenmenschliche Beziehungen fallen den 12 – 20 Jahre alten Jugendlichen schwer.

Flagge GroßbritannienVon den 15 geplanten Studienteilnehmern sind bisher etwa sieben offiziell bei der NHS Trust eingeschrieben. Forscher wollen nun innerhalb der nächsten Monate herausfinden, welche Gemeinsamkeiten es mit Alkoholismus und anderen Süchten gibt. Schließlich wird die Spielsucht auch in Großbritannien zu einem wachsenden Problem, von dem immer jüngere Kinder betroffen sind. In diesem Zuge planen die Leiter der Studie, einen neuen Abhängigkeits-Score zu entwickeln, mit dem sich die Stärke der vorhandenen Spielsucht besser einschätzen lässt. Dieser wird aus sechs Stufen bestehen. Natürlich findet während der gesamten Studie nicht nur eine Betreuung der Jugendlichen statt, sondern es sollen auch Therapien durchgeführt werden, um das Problem zumindest bei den 15 Teilnehmern in den Griff zu bekommen.

Hoffen auf neue Behandlungsmöglichkeiten

Welche Therapieform bei pathologischem Spielverhalten am besten funktioniert, das wollen die Forscher in der ab September beginnenden Studie herausfinden. Das Hauptziel besteht darin, neue Diagnose-Verfahren und Behandlungsmaßnahmen zu entwickeln, die möglicherweise schon bald im gesamten Land eingesetzt werden können. Wenn der Plan aufgeht, könnte sich diese Therapie auch auf andere Länder übertragen lassen. Schließich sind spielsüchtige Jugendliche nicht nur in Großbritannien ein Problem, dem es etwas entgegenzusetzen gilt. Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) gab klar zu verstehen, dass nicht nur Spielautomaten oder Roulette kritisch für Kinder sowie Jugendliche sind. Vor allen Dingen klassische Videospiele neigen dazu, ihre Nutzer psychisch krank zu machen. Die Leiterin der Londoner Stiftung, Dr. Henrietta Bowden-Jones, machte klar:

Wir werden alles, was wir können, eingehend aufnehmen, um die größte Datenbank des Landes zu entwickeln, um die Krankheit besser zu verstehen. Sie sind anders als Spieler oder Alkoholiker. Es ist eine jüngere Generation. Da es sich nicht um Substanzen handelt, werden die neurologischen Prozesse anders sein.

Es gilt nun also herauszufinden, welche Prozesse im Detail von Computer- und Casinospielen bei Jugendlichen ausgelöst werden und wie es gelingen kann, diese durch gezielte Therapien zu unterbrechen. Auch muss jeder Betroffene eingestuft werden, was wiederum durch die geplante Sechs-Punkte-Skala erfolgen soll. Es geht darum, Aspekte wie die Zwanghaftigkeit, Schlafstörungen, Belohnungsmechanismen und dergleichen einzuschätzen, um dann entsprechende Maßnahmen ergreifen zu können.

Überwachung ist das Ziel

Sollte der Plan aufgehen und tatsächlich eine Skala entwickelt werden, dann hätten nicht nur Fachärzte die Möglichkeit, Spielsüchtige und vor allen Dingen Jugendliche zu kontrollieren. Für die Überwachung sind vor allen Dingen Eltern zuständig, denen viel zu oft gar nicht bewusst ist, wie kritisch das Spielverhalten ihrer Kinder tatsächlich sein kann. Meist wird das Problem erst festgestellt, wenn es bereits zu spät ist. Spielsucht wird als schleichender Prozess beschrieben, und die 6-Punkte Skala soll den Angehörigen die Einschätzung der Lage vereinfachen. Der Direktor der WHO Abteilung für psychische Gesundheit gibt an, dass man hier Glücksspiel klar als Sucht ansieht. Weltweit besteht inzwischen die Notwendigkeit, pathologische Spieler zu behandeln. Auch die Nachfrage von Betroffenen und vor allen Dingen von Angehörigen wird laut Dr. Shekhar Saxena immer größer.

Dass auch und gerade Videospiele mit Vorsicht zu genießen sind, verdeutlicht Dr. Mark Griffith, der sich seit nunmehr über 30 Jahren mit der Sucht nach diesen Spielen befasst: „Videospiele sind aus psychologischer Sicht wie eine nicht-finanzielle Art des Glücksspiels. Spieler benutzen Geld, um Punkte zu erzielen, während Video-Spieler Punkte verwenden.“ Er ist außerdem davon überzeugt, dass unter allen Videospielern nicht einmal 1% unter Spielsucht leidet. Dieser Aussage stimmt auch Dr. Joan Harvey zu, die sich ebenfalls seit langer Zeit mit dem Thema auseinandersetzt. Das besagte 6 Punkte System könnte zu einer Art Massenhysterie unter Eltern führen: „Die Leute müssen verstehen, dass dies nicht bedeutet, dass jedes Kind, das stundenlang in seinem Zimmer spielt, ein Süchtiger ist. Sonst werden Mediziner mit Bitten um Hilfe überschwemmt.

Es ist davon auszugehen, dass es den Forschern gelingt, Sucht und schlichtweg übermäßiges Spielen durchaus zu unterscheiden. Besorgte Eltern machen ihre Verzweiflung allzu oft deutlich. Problematisch wird das Spielverhalten dann, wenn Kinder die Schule nicht mehr besuchen, um sich Videospielen zuwenden zu können – da sie für Online Casinos noch zu jung sind, sie aber dennoch ihre Sucht befriedigen wollen. Auch brechen mitunter ganze Familien auseinander, weil es den Jugendlichen kaum noch gelingt, soziale Kontakte aufrecht zu erhalten. Im Mai 2019 wird die Studie spätestens zeigen, mit welchen Maßnahmen sich echte Spielsucht erkennen lässt und welche Hilfsangebote in diesen Fällen angebracht sind. Dann soll auch die Internationale Klassifikation der Krankheiten durch die WHO noch einmal aktualisiert und in der Jahresversammlung vorgelegt werden. Bereits seit einigen Monaten ist Spielsucht faktisch eine anerkannte Erkrankung, für die es Therapien gibt. Diese werden in den Mitgliedsstaaten ganz oder teilweise von den Krankenkassen getragen, um Angehörige zu entlasten und Betroffenen zu helfen.